Neues vom Modulbau
Strandlocation auf Zeit
Container sind die prädestinierte Lösung für temporäre Nutzungen.
Vom Wassersport abhängige Urlaubsregionen benötigen zur Versorgung der Gäste flexible Lösungen, besonders dann, wenn sie wie am Strand von Harlesiel an der Nordsee zur Seeseite hin liegen. Niko Goretzki, der hier eine Strandlounge mit Sonnenterrasse, Getränken und Snacks betreibt, sagt: „Spätestens im Herbst, wenn Sturmuten drohen, muss sie abgebaut werden.“ Er hat sich deshalb für eine Mietanlage aus Containern von ELA entschieden, die dort für sechs Monate im Einsatz ist. Überzeugt hatte den Betreiber vor allem aber das Gesamtpaket des Anbieters, das Kundenwünsche berücksichtigt und von der Angebotsbearbeitung und der Betreuung durch den Außendienst über die Raummodule selbst bis hin zur Lieferung, Montage und schlüsselfertigen Übergabe alles Notwendige umfasst. Die komplette Innenausstattung kann auf Wunsch ebenfalls übernommen werden. Die Strandlounge in Harlesiel umfasst einen Lager- und Vorbereitungsraum sowie den gastronomischen Bereich mit dem Kiosk. Letzterer besteht aus zwei Premiummodulen, die eine Verkaufsfläche von Quadratmetern bieten. Für die optimale Nutzung des Raums wurden die Zwischenwände entfernt. Der Quadratmeter große Lager- und Vorbereitungsraum findet in einem Lagercontainer Platz. Um die eingelagerten Gegenstände vor Diebstahl zu schützen, ist die Doppeltür mit einer extraschweren und abschließbaren Verriegelung versehen. Für einen maritimen Look wurde der Verkaufsraum in diesem Fall mit einer Holzverkleidung versehen, die zum Ambiente der Sonnenterrasse passt.
Vorausschauend geplant
Die Erweiterung einer Firmenzentrale ließ sich aufgrund der gewählten Modulbauweise schnell und ohne nennenswerte Eingrie in den Bestand realisieren.
Zum Ausbau ihres Firmenstandortes entschied sich die Fagsi Vertriebs- und Vermietungs GmbH 2010 mit Sitz im nordrhein-westfälischen Morsbach für den Bau eines neuen Verwaltungsgebäudes in Modulbauweise ihres Mutterkonzerns Alho. Das dreigeschossige Gebäude und die elf Meter hohe Halle mit acht Krananlagen, die die LHVH Architekten GbR aus Köln geplant hatten, erhielten zwei Jahre nach Inbetriebnahme von der Bundesstiftung Baukultur den „Preis für vorbildliche Gewerbebauten“.
2016 planten LHVH Architekten dann die Erweiterung des Gebäudekomplexes. Seine Abmessungen von 126 mal 61 mal 11 Metern in gestalterische Harmonie zu bringen, spannungsvoll zu gliedern und unterschiedliche Verwaltungs- und Produktionsabläufe wie selbstverständlich in einem Ensemble zu vereinen, stellte hohe Anforderungen an die architektonische Gestaltung. Den Architekten kam dabei zugute, dass sie bereits beim ersten Gebäude eine mögliche Erweiterung einplanten, indem sie die systembedingten Vorteile der Modulbauweise nutzten. Das sind vor allem ihre Flexibilität und ihre Anpassungsfähigkeit bei sich ändernden Anforderungen. Da sie über eine tragende Skelettstruktur verfügt, die variable Grundrisseinteilungen und -änderungen erlaubt, und in der Regel alle Innenwände nicht tragend ausgebildet sind, können diese frei entfernt oder versetzt werden. So erforderte der Anschluss des Erweiterungsbaus an den Bestand auch nur minimale bauliche Eingriffe.
Architekt Frank Holschbach: „Mit der Fagsi-Hauptzentrale möchten wir gerne zeigen, welche Potenziale in der Bauweise stecken. Architekten denken per se modular, denn auch bei konventioneller Bauweise setzt sich ein Gebäude aus einer Vielzahl von vorgefertigten Bauelementen, wie Mauersteinen, Betonelementen etc. zusammen. Darum spricht nichts dagegen, auch in großteiligeren Elementen, nämlich in präzise im Werk und nach individuellen Plänen vorgefertigten und teilweise bereits mit Funktionen ausgestatteten Raummodulen zu arbeiten.“
Durch den Erweiterungsbau wurde das Bestandsgebäude praktisch direkt verlängert – und das in nur 14 Wochen, ohne den Betrieb nennenswert einzuschränken. Auf ein betoniertes Untergeschoss wurden 24 vorgefertigte Raummodule montiert und im Anschluss ausgebaut. Insgesamt entstanden so 1.530 Quadratmeter an neuer Fläche. Aufgrund der identischen Gebäudehöhe sowie der einheitlichen Fassadenbekleidung in Form dunkler, wärmegedämmter Metallkassetten setzt der Neubau den Bestand fort, als würde er schon immer dazugehören. Statisch ist das Gebäude so vorbereitet, dass eine zukünftige Erweiterbarkeit durch eine Aufstockung erfolgen kann.
Aufenthaltsqualität deutlich erhöht
Statt in einer lauten Halle auf den Anschlussflug zu warten, können sich Reisende am Terminal C des Airports Berlin-Tegel zukünftig in einer neuen Lounge entspannen.
Das dreigeschossige Gebäude wurde in Modulbauweise von Cramo Adapteo in nur sechs Wochen errichtet. Der Projektleiter des Unternehmens Uwe Wöckel sagt: „Die Herausforderung lag hier in der Realisierung bei laufendem Betrieb auf dem Flugzeugvorfeld. Aus diesem Grund konnte die Montage nur nachts erfolgen.“ Das Geschehen auf dem Vorfeld können Reisende dafür aber jetzt durch die Panoramaverglasung des Gebäudes ganz entspannt verfolgen. Besonders bieten sich dafür die bequemen Sitzmöbel direkt vor der großächigen Verglasung in der zweiten Etage an. Komfort war dem Bauherrn aber auch auf allen anderen Ebenen wichtig. So ermöglichen viele Ruhezonen mit Serviceleistungen, wie Zeitungen, Getränkeangebot und Buet, eine Auszeit von Hektik und Eile vor dem Abflug. Im Erdgeschoss benden sich der Empfangsbereich und die Dining Area. Neben Tischen und Stühlen im Essbereich gibt es Hochtische mit mehreren Steckdosen für jeden Arbeitsplatz. Und last, but not least lassen sich auf der oenen Dachterrasse Starts und Landungen der Flugzeuge genießen. Neben der komfortablen Ausstattung zeugen auch die energetische Versorgung und der Gebäudebetrieb von hohem Niveau. Die Klimatisierung erfolgt über eine Heiz- und Kühldecke in allen Räumen, die mit einer MSR-gesteuerten Luft-Wasser-Wärmepumpe betrieben wird. Zentral steuerbare Jalousien verschatten die Glasfronten. Und ein umfassendes Sicherheitskonzept mit Fluchttreppenhaus, Brandschutzkonzept, Sicherheitsbeleuchtung und Türüberwachung sorgt im Hintergrund für einen sicheren Aufenthalt in der Lounge.
Am Ende soll es einen Neustart geben
Am Beispiel eines Modulgebäudes hat das Fraunhofer-Institut für Bauphysik eine Studie zu dessen Wiederverwendbarkeit durchgeführt.
Die Königsdisziplin der Nachhaltigkeit heißt Cradle-to-Cradle. Nach diesem Prinzip endet ein Produktzyklus nicht beim Recycling oder bei der Entsorgung, sondern das Produkt soll unmittelbar weiterverwendet werden. Das ist schwierig bei Gebäuden, die aus zahllosen Einzelteilen bestehen. Die Modulbauweise könnte hier eine Lösung sein. Mindestens 96 Prozent aller hierbei verwendeten Materialien lassen sich durch die konsequente Vermeidung von Verbundsto ffen in den Wertstoff kreislauf zurückführen und wiederverwerten. Seit einiger Zeit fordern Verbände wie die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) eine Weiterentwicklung des EnEV-Nachweises, in dem die Ökobilanzierung über den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes betrachtet wird. Der Anbieter modularer Bausysteme Kleusberg hat daher gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Bauphysik eine Studie durchgeführt, in der diese Thematik aufgegriff en und am Beispiel eines 8.800 Quadratmeter großen Bürokomplexes für das Versandhandelsunternehmen Otto in Hamburg untersucht wurde. Das Projekt eignete sich besonders gut, da der Bauherr während der Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen auf dem Otto-Campus adäquate Büros benötigte, die später gegebenenfalls zurückgebaut werden sollen. So konnte von der Planung bis zur Fertigstellung und folgenden Wiederverwendung der gesamte Produktkreislauf abgebildet und untersucht werden.
In einem ökologischen Vergleich betrachtete man unter anderem die Umweltwirkungen des Treibhauspotenzials eines Modulgebäudes im Vergleich zu denen anderer Bauweisen. Der Betrachtungszeitraum belief sich hier auf drei Lebenszyklen eines Gebäudes à 20 Jahre. Der Ansatz der Wiederverwendbarkeit der Module ermöglicht es, den Energiebedarf für die Herstellung der Bausto e auf verschiedene Nutzungsphasen zu verteilen, und verschaff t so einen maßgeblichen Vorteil gegenüber anderen Bauweisen, der mit der Anzahl der Lebenszyklen sogar noch größer wird. Am Ende eines Lebenszyklus lassen sich modulare Stahlskelettgebäude wieder abbauen und Gebäudesegmente können ohne großen Umbau in einem neuen Projekt zum Einsatz kommen.Nach dem Cradle-to-Cradle-Betrachtungsprinzip – „von der Wiege bis zur Wiege“ – wird ein Gebäude also bereits im Herstellungsprozess als Ressource für die nächste Nutzungsphase optimiert. Materialien, Rohstoff e und Wertstoffe gehen nicht verloren, sondern können nach ihrem Gebrauch weitestgehend zurückgewonnen und wiederverwertet werden. Durch die Mehrfachnutzung der Gebäudekonstruktion ist eine deutliche Reduzierung des Treibhauspotenzials der verbauten Materialien gegeben. Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) hat Ziel-, Referenz- und Grenzwerte formuliert, wonach die von Kleusberg verbauten Materialien im Bereich „A+“ der Energiee§zienzskala liegen und somit die Werte der DGNB erfüllen.