AGROB BUCHTAL GmbH auf der BAU 2017

Architektonische Königsdisziplin Fassade – Vergangenheit bewahren und Zukunft bauen

Vergangenheit bewahren und Zukunft bauen

Die Fassade gilt als eine Königsdisziplin der Architektur. AGROB BUCHTAL zeigt dazu bei der BAU 2017 (Halle A4, Stand 500) spannende Möglichkeiten in Form von keramischen Systemlösungen. Eine von mehreren Spielarten sind dreidimensionale keramische Fassadenelemente aus dem traditionellen Langzeitbrand-Tunnelofen. Ein entsprechendes Projekt, das in mehrfacher Hinsicht außergewöhnlich ist, wurde im Sommer 2016 in der Schweiz realisiert.

Das Projekt

Lernen – Wohnen – Arbeiten ist der Dreiklang, der die Stiftung Vivendra treffend beschreibt. Gegründet wurde die Einrichtung 1965 durch eine Elternvereinigung als „Stiftung Schulheim Dielsdorf für cerebral Gelähmte“. 1970 erfolgte die Eröffnung des Standorts Dielsdorf mit heilpädagogischer Schule, Internat, Therapien und Erwachsenenheim. 2011 wurde der Namenswechsel in „Stiftung Vivendra“ vorgenommen. Davon unverändert blieb die Zielrichtung der Institution, nämlich die Betreuung zerebral („das Großhirn betreffend“) gehandicapter Menschen jeden Alters, vom Kleinkind in der integrativ geführten Kindertagesstätte bis zur Alterswohngruppe. Heute ist die Einrichtung in vier Ortschaften im Zürcher Unterland tätig. Die Fassaden der Keimzelle der Stiftung in Dielsdorf wurden kürzlich umfassend saniert.

Die Vorgeschichte

Die vier Gebäudeteile A bis D wurden wie erwähnt Ende der 1960er / Anfang der 1970er errichtet. Sie wiesen typische bauliche Merkmale der damaligen Zeit auf wie die Betonung der Horizontalen durch markant ausgebildete Fensterbänder oder zurückspringende Sockel oder Treppenhaus-„Scharten“ an den Stirnseiten. In den 1980er Jahren erfolgte dann eine erste eher provisorische Fassadensanierung: Als kleiner Beitrag zur Minderung energetischer Defizite wurde eine ca. 5 cm dicke (oder besser gesagt dünne) Steinwolldämmung angebracht und mit Faserzement-Platten bekleidet. Rückblickend betrachtet ist diese Lösung sowohl technisch als auch optisch eher als suboptimal einzuordnen (siehe Motiv 1).

Um den unbefriedigenden Zustand zu ändern, begannen 2013 die Planungen für eine umfassende Fassadensanierung durch das renommierte Büro L3P Architekten (Regensberg bei Zürich) unter Federführung von Dipl.-Ing. Arch. FH Mareike Beumer. Dieser fundierten Planung folgend, wurden dann von Herbst 2015 bis Sommer 2016 die Fassaden von drei (zuerst Haus C, dann B, dann A) der insgesamt vier Gebäude von Grund auf generalsaniert. Haus D folgt zu einem späteren, noch zu definierenden Zeitpunkt.

Der konstruktive Aufbau

Bei dieser jüngsten Generalsanierung gab es eine Reihe von Herausforderungen zu bewältigen. Eine Besonderheit war, dass das Mauerwerk – eine Art Stahlskelett mit Ausfachung – statisch nicht tragend genug war. Daher mussten Verankerung bzw. Lastabtrag der neuen Gebäudehülle über die Geschossdecken erfolgen. Diese Aufgabe wurde gelöst mit Hilfe von Konsolen mit verstellbaren Haltewinkeln, um so gleichzeitig abweichende Fassadentiefen zu egalisieren. Diese Konsolen bildeten die Grundlage für eine durchdachte Fassadenkonstruktion mit energetisch optimaler Dämmung und einem mehrschaligen Aufbau: Auf einer Holzlattung, die 4 cm Hinterlüftung schafft, wurde das „KNAUF AQUAPANEL Cement Board Outdoor“ verschraubt und darauf Fliesen verklebt.

Die Gebäudehülle

Die Fliesen stammen von der Architekturkeramik-Marke AGROB BUCHTAL und wurden speziell für dieses Projekt im Werk Buchtal in D-92521 Schwarzenfeld gefertigt. Architektin Mareike Beumer vom Büro L3P hatte diese Materialwahl sogar durch die Besichtigung historischer Fliesenfassaden in Hamburg abgesichert. Von den zahlreichen Vorzügen des vielseitigen Werk- und Baustoffs Keramik waren für sie be-sonders Nachhaltigkeit, Langlebigkeit, Ästhetik und Farb- bzw. Lichtechtheit relevant.

Die architektonische Wirkung

Diese Aspekte kommen in Dielsdorf gleich mehrfach zum Tragen: Das Gebäude-Ensemble ist eingebettet in eine parkähnliche Umgebung, die von Gästen und Bewohnern gerne genutzt wird für Spaziergänge. Die Pluralität menschlicher Charaktere und die Vielfalt der Stiftung Vivendra sollte sich auch in der Fassade widerspiegeln. Daher galt es, einen monoton-uniformen Eindruck zu vermeiden und stattdessen eine Anmutung zu finden, die – dem Handicap der Bewohner entsprechend – leise Reize erzeugt, ohne schrill zu wirken. Kurz gesagt bestand die Absicht darin, einen Sinnespark mit einem Hauch Poesie zu kreieren. Dieses anspruchsvolle Ziel unterstützt die Fassadenkeramik durch die plastisch-dreidimensionale Formgebung und eine glänzende Glasur mit subtil changierender Farbgebung: Je nach Lichteinfall und Standort vermitteln die Gebäudehüllen beim Schlendern durch den Park wechselnde Effekte, Eindrücke und sanfte Reflexionen. Die erwähnte Pluralität kommt auch dadurch zum Ausdruck, dass die beiden Formate 6 x 30 cm und 10 x 30 cm nicht streng regelmäßig, sondern in wechselnden Konstellationen angeordnet sind, so dass eine feine Rhythmik entsteht. Zudem korrespondieren die zwei Farbtöne der Fassadenkeramik mit der Umgebung und lassen die Gebäudekörper grazil und filigran wirken. Ein elementarer Beitrag dazu ist auch die Quer-Verlegung der Fliesen, die sogar um die Außenecken der Gebäude und Balkone schnüren, ohne durch Fremdmaterial wie z.B. Metallschienen unterbrochen zu werden. Möglich wurde dies durch exakte Gehrungsschnitte, die wie die gesamten Fassaden-Bauleistungen von der Rolf Schlagenhauf AG (CH-8706 Meilen) ausgeführt wurden. Diese konsequente und homogene Lösung verleiht den Gebäuden eine souveräne monolithische Körperlichkeit und ist darüber hinaus eine Reminiszenz an die architektonischen Wurzeln durch die Betonung der Horizontalen.

Gleiches gilt für die markant eingefassten Fenster, die sich als prominentes Band über die Längsseiten der Gebäude ziehen Um diesen Effekt zu akzentuieren und auch hier die dritte Dimension gezielt einzusetzen, ließ man die Tiefe der Fensterlaibungen durch die nun weiter vorspringende Konstruktion bewusst auf 50 cm anwachsen. Dies hat nicht nur Vorzüge an heißen Sommertagen, sondern projiziert je nach Tageszeit und Sonnenstand weitere Licht-Schatten-Spiele auf die Fassade.

Zukunft und Fazit

Kompetente Planung, sorgfältige Verarbeitung und hochwertige Materialien ergeben ein Gesamtergebnis, das durch und durch überzeugt: Hinter der geradezu futuristisch anmutenden Gebäudehülle verbirgt sich eine grundsolide, intelligente Konstruktion. Dieses gelungene Zusammenspiel bietet beste Voraussetzungen für Langlebigkeit, Rentabilität und dauerhafte Ästhetik.

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