die bitumenbahn

Aus zwei mach sechs: Vorhang auf für die neuen Abdichtungsnormen

Aus zwei mach sechs: Vorhang auf für die neuen Abdichtungsnormen

18195 und 18531 – zwei Zahlenfolgen, die wohl jedem Architekten und Planer bestens bekannt sind. Kein Wunder, schließlich gelten die DIN 18195 für Bauwerksabdichtungen und die DIN 18531 für Dachabdichtungen seit vielen Jahren als allgemein anerkannte Regeln der Technik und somit als Maßstab für die Beurteilung der Ausführung. Oder besser: galten. Denn 2017 tritt ein komplett überarbeitetes, dann sechs Normen umfassendes Regelwerk in Kraft. Welche Veränderungen ergeben sich daraus? Welche Vorzüge bringen die neuen Abdichtungssnormen mit sich? Und wie ist das neue Regelwerk im Detail ausgestaltet? Diese und weitere relevante Fragen beantwortet der vdd Industrieverband Bitumen-Dach- und Dichtungsbahnen e.V. ab sofort in regelmäßigen Beiträgen, die Interessierte an dieser Stelle nachlesen können.

Warum eine grundlegende Überarbeitung nötig war: die Ausgangslage

Das Jahr 2000 war eine Zäsur für die seit 1983 bestehende DIN 18195 sowie für die 1987 eingeführte DIN 18531: Während die DIN 18531 umfassend überarbeitet und damit in ihrer Relevanz gestärkt wurde, stellte die Aufnahme von Bitumendickbeschichtungen einen Meilenstein für die DIN 18195 dar. Gleichzeitig zeigte dieser Schritt jedoch auch die Grenzen der bis dahin gut funktionierenden Norm auf: Die Integration neuer Abdichtungsstoffe gestaltete sich aufgrund der bestehenden Strukturen als äußerst schwierig. Diese Erkenntnis führte schließlich 2010 zu dem Entschluss, beide Normen durch fachkundige Normenausschüsse grundlegend überarbeiten zu lassen und so die Aufnahme bestehender und zukünftig auf den Markt kommender Stoffe erleichtern.

DIN 18195 wird aufgegliedert

Um diesem Anspruch gerecht zu werden und die Handhabe in der Praxis zu erleichtern, wurde das bestehende Regelwerk der DIN 18195 aufgebrochen und in vier klar voneinander abgegrenzte Folgenormen gegliedert. Unter dem Mantel der DIN 18531 wurden zudem die Normen für genutzte und ungenutzte Dächer zusammengeführt, sodass sich folgende neue Struktur ergibt:

DIN 18195 – Abdichtung von Bauwerken – Begriffe (Terminologienorm)
DIN 18531 – Abdichtung von Dächern sowie Balkonen,Loggien und Laubengängen DIN 18532 – Abdichtung von befahrenen Verkehrsflächen aus Beton
DIN 18533 – Abdichtung von erdberührten Bauteilen
DIN 18534 – Abdichtung von Innenräumen
DIN 18535 – Abdichtung von Behältern und Becken

An dieser Gliederung wird schnell deutlich, dass die neuen Normen die Auswahl der jeweils anzuwendenden Regelungen im Alltag deutlich vereinfachen. Auch die praktische Anwendung sollte mit der Überarbeitung vereinfacht werden. Aus diesem Grund weisen die vier Nachfolgenormen der DIN 18195

– eine einheitliche Struktur und Gliederung,
– klare Definitionen der Schnittstellen untereinander,
– einheitliche Regelungen zur Aufnahme neuer Stoffe,
– ein einheitliches Klassifizierungssystem,
– harmonisierte Begriffsverwendungen und
– ein normenübergreifendes Sicherheitskonzept auf.

18531 – eine Norm für alle Dächer

Eine Ausnahme von dieser Vereinheitlichung stellt die DIN 18531 dar. Die Normstruktur baut noch auf der Gliederung der bisherigen Norm auf und unterscheidet sich daher von den neuen Abdichtungsnormen der Reihe. Sie besteht aus den bekannten vier Teilen für nicht genutzte und genutzte Dächer sowie einem weiteren Teil für die Abdichtung von Balkonen, Loggien und Laubengängen. Die Gliederung der Norm soll erst im nächsten Überarbeitungsschritt an die der anderen Abdichtungsnormen angepasst werden. Dennoch lässt sich an der neuen „Dachnorm“ der durch die neuen Regelwerke erzielte praktische Vorteil gut veranschaulichen. Denn die neue DIN 18531 umfasst neben den Vorgaben für nicht genutzte Dächer auch die Regeln der bislang in der DIN 18195-5 behandelten genutzten Dächer. Neben präziseren Aussagen zum Thema Gefälle wurde ein neuer Abschnitt zur Planung von Solaranlagen aufgenommen. Gleichzeitig bietet die neue DIN 18531 auch Hilfestellungen im Umgang mit dem aktuellen Thema Shattering und trägt zudem den Herausforderungen im Umgang mit neuen Stoffen Rechnung. Insgesamt wird den Anwendern mehr Sicherheit in der praktischen Anwendung verschafft.

Informative Artikelserie auf derdichtebau.de

Sicherlich wird es trotz der klar geregelten Zuständigkeiten und weitestgehend einheitlichen Strukturen einige Zeit brauchen, bis die Normenwerke in all ihren Details in der Praxis so sicher interpretiert und angewandt werden kann, wie es möglicherweise bei den noch bestehenden Vorgängerversionen der Fall ist. Der vdd Industrieverband Bitumen-Dach- und Dichtungsbahnen e.V. bietet daher allen Interessierten ab sofort auf derdichtebau.de ein stetig wachsendes, fachliches Informationsangebot rund um die neuen Normen an. Neben den wichtigsten Inhalten der Regelwerke selbst wird auch auf Details wie etwa die neuen Riss-, Wasserbeanspruchungs- oder Verformungsklassen eingegangen. Für Architekten, Planer und Ausführende lohnt es sich also, die Seite in Zukunft regelmäßig zu besuchen.