DABpraxis

Krönende Tonne

Das aufgesetzte Tonnendach des Karlsruher Stadtarchivs bietet eine konstruktive Besonderheit: Die Zinkdeckung ist thermisch vom Stahltragwerk getrennt.

Das um zwei Etagen erweiterte Stadtarchiv von Karlsruhe war ehemals ein unbedeutendes Hinterhaus mit einfachem Flachdach. Durch umfangreiche Abrisse in der Umgebung stand das Gebäude zuletzt nahezu frei. Die Aufstockung nach Plänen des Karlsruher Architekten Peter Eisemann sollte nicht nur die Nutzfläche vergrößern, sondern den Bau auch architektonisch nach oben vollenden. Heute präsentiert er sich dank des aufgesetzten Tonnendachs als ausdrucksstarker Solitär.

Die geringe Auflast, aber auch die schnelle Bauzeit durch vorgefertigte Teile bewogen den Architekten dazu, die Tonnenform mithilfe von fünf Stahl-Bogenbindern zu realisieren. Darüber wurden Trapezprofiltafeln verlegt, die sich der runden Form aufgrund ihrer leichten Verformbarkeit exakt anpassen. So bleibt die Konstruktion innen komplett sichtbar, die über Stahlverbände und die Treppe zwischen den beiden neuen Geschossen komplett ausgesteift ist. Die äußere Dachschale wird durch exakt im Durchmesser der Halbtonne gebogene Brettschichtholzträger zug- und druckfest mit den Trapezprofilen verbunden. Sie bilden praktisch die Sparren, die wie üblich auf einer Fußpfette stehen. Jedes zweite Feld erhielt als Aussteifung zusätzliche Querhölzer. In die Ebene zwischen den Sparren wurden zwei Lagen Mineralwolle in WLG 035 mit insgesamt 240 Millimetern Dicke verlegt.

Die weiteren Funktionsschichten auf der Wärmedämmung sind eine Unterdeckbahn, eine vier Zentimeter hohe Konterlattung für die Ausbildung des Belüftungsquerschnitts sowie eine Brettschalung. Auf der Brettschalung befindet sich eine strukturierte Trennlage, deren Aufgabe darin besteht, etwaige Feuchtigkeit zwischen Unterkonstruktion und Dachdeckung sicher abzuführen. Diese Funktion ist gerade bei einem Tonnendach mit seinem großen Dachneigungsbereich von nahe null Grad am First bis 90 Grad an der Traufe besonders wichtig. Als Dachdeckung wurden blaugraue, vorbewitterte Titanzinkschare von Rheinzink in Doppelstehfalztechnik verwendet. Hierbei wurden die Flächen so eingeteilt, dass bestimmte Falze ohne Unterbrechung zwischen den Fenstern durchlaufen und so die Tonnenform des Daches unterstreichen. Zusammen mit den Gauben und Dachfenstern entstand so eine bewegte Dachlandschaft.