Gut gedeckt

Bitumenbahnen in unterschiedlicher Ausführung schützen den futuristischen Erweiterungsbau der Südsternwarte in Garching

Am Forschungsstandort Garching bei München hat auch die Europäische Südsternwarte ESO ihren Hauptsitz. Der Bürokomplex wurde Ende der 1970er-Jahre nach Plänen des Architekturbüros Fehling + Gogel als rhythmisch bewegte Komposition aus kreisrunden Gebäudesegmenten errichtet. Aufgrund der ständig wachsenden Mitarbeiterzahl wurde der Komplex zuletzt durch ein futuristisch anmutendes Neubau-Ensemble ergänzt. Die Planung erfolgte durch die Münchner Architekten Auer Weber, die den Wettbewerb gemeinsam mit dem Büro Gesswein Landschaftsarchitekten aus Ostfildern gewonnen hatten.

Die elegant mit einer Fassade aus Stahl und Glas gestaltete Erweiterung besteht aus einem Büro- und Konferenzgebäude, das aus drei ineinandergreifenden Kreisen zusammengesetzt ist, sowie einem frei stehenden Technikgebäude. Die interne Verbindung zwischen Bestands- und Erweiterungsbauten erfolgt über eine sternförmige Brücke. Das etwa 5.800 Quadratmeter große Dach über dem Neubaukomplex mit seinen konkaven und konvexen Rundungen wurde von den Landschaftsarchitekten durch eine vielschichtige Freiraumplanung aufgewertet. Ihr gestalterisches Konzept kombiniert Grünzonen mit bekiesten Bereichen und bindet die Technikaufbauten ein. Die so entstandene differenzierte Höhenstaffelung bietet zusammen mit den rot-grünen Sedumflächen einen attraktiven Anblick aus den umliegenden Büros. Zugleich optimiert das Gründach das Raumklima im Neubau, sorgt für die biologische Ausgleichsfläche am Standort und verlängert außerdem die Nutzungsdauer der Dachabdichtung, die durchgängig aus Bitumenbahnen besteht.

Aufgrund der ungewöhnlichen Dachformen und -konstruktionen erwies sich dieses Projekt als Herausforderung für das beauftragte Dachdeckerunternehmen Gebrüder Rückert aus Gosheim. Beim Bürogebäude war ein Umkehrdach auf einer Betondecke vorgesehen, um so eine langfristig unterlaufsichere Konstruktion zu erhalten. Hierfür folgten auf die Grundierung mit einem Bitumen-Voranstrich eine Elastomerbitumenbahn, eine aufgeschweißte wurzel- und rhizomfeste Oberlagsbahn, eine XPS-Dämmung sowie abschließend ein diffusionsoffenes Rieselschutz-Vlies. In den Randbereichen mussten die Bahnen dabei der jeweiligen Dachform angepasst zugeschnitten werden. In Fahrbahnebene oberhalb des Untergeschosses war ein Warmdach, bestehend aus einer Elastomerbitumen-Dampfsperrbahn und einem in Heißbitumen verlegten Schaumglasgefälledach, vorgesehen. Darüber folgten eine weitere Elastomerbitumenbahn sowie eine wurzelfeste Oberlagsbahn, auf der neben der Begrünung auch der Pflasterbelag aufliegt. Das Technikgebäude hatten die Architekten als Stahlkonstruktion mit Trapezblechtragschale und mit einem Warmdachaufbau geplant. Oberhalb einer als kaltselbstklebende Bitumendampfsperre und der mit einem Kaltkleber aufgetragenen EPS-Gefälledämmung wurden hier zunächst eine Kaltselbstklebebahn und anschließend eine beschieferte Oberlagsbahn verlegt.