Mauerwerk
Ganz in Weiß
Behördliche Funktionsbauten zu realisieren verbinden Architekten zunächst nicht unmittelbar mit gestalterischer Freiheit. Vielmehr wird diese Art von Bauaufgaben von spezifischen Anforderungen des Raumprogramms, sicherheitstechnischen Notwendigkeiten und einem engen Kostenrahmen begleitet. Im Fall der Verkehrspolizeiinspektion Aschaffenburg-Hösbach gesellte sich zu diesen Rahmenbedingungen noch ein Grundstück in direkter Nähe zur Autobahn. Dennoch fügt sich der von Bez + Kock Architekten entworfene Neubau in Form eines auf das Wesentliche reduzierten, 64 Meter langen Riegels in die karge Topografie ein. Seine Fassade besteht aus gesäuerten, in sich geknickten Betonfertigteilen. Das so entstandene Relief verleiht der Außenhülle Struktur und Tiefe und wird auf den Längsseiten von horizontalen Fensterbändern mit blechverkleideten Zwischenelementen durchbrochen.
Klarheit und Struktur prägen auch das Innere des Gebäudes: Der Haupteingang an der 14 Meter breiten Stirnseite führt unmittelbar zum offenen Treppenhaus, das die drei Etagen verbindet. In Anlehnung an die funktionalen Anforderungen wurden Erd- wie Obergeschoss als Dreibund ausgeführt, dessen Mittelteil Nebenräume beherbergt. Innen liegende Flure lockern die strenge Anordnung der Büroräume auf, indem sie nicht nur als Erschließungsflächen, sondern auch als Gemeinschaftsbereiche für Pausen oder Abstimmungen genutzt werden. Die Oberflächen – von den tragenden Wänden aus bruchrauem Kalksandstein über die Fußböden und Türen bis hin zum lackierten Stahl der Treppenelemente – sind durchgängig in Weiß gehalten. Das Wechselspiel der unterschiedlichen Materialien und Texturen tritt dadurch umso deutlicher hervor.
Besonderes Augenmerk legten die Stuttgarter Architekten auf das Sichtmauerwerk von KS-Original in den 60 Meter langen Korridoren. Um seiner Präsenz Rechnung zu tragen, wurden vor Ort mehrere Musterwände von Fachverarbeitern gemauert, nach denen die Architekten das ideale Fugenbild bestimmten. Die Entscheidung fiel zugunsten sehr schmaler, heller Fugen. Ein durchdachtes Beleuchtungskonzept sowie mehrere Oberlichter, die den Innenraum mit Tageslicht versorgen, setzen die Haptik und Anmutung der bruchrauen Kalksandsteinoberflächen zusätzlich in Szene.