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Modulbauweise: Wohnen in Wiesbaden
Individualität in Serie
Im Rahmen innerstädtischer Nachverdichtung ist in der Wiesbadener Spiekerooger Straße ein Wohngebäude in Modulbauweise entstanden. Ganz nach dem Prinzip „Individualität in Serie“ – wirtschaftlich und schnell – konnte ein präzise dem Wohnbedarf angepasster Komplex mit hoher Qualität erstellt werden. Bereits in Dortmund und Bochum hat sich diese Idee bewährt. Im Rhein-Main-Gebiet stellt die Wiesbadener Anlage mit den Wohngebäuden in Modulbauweise die erste dieser Art dar.
Die hessische Landeshauptstadt wird laut der aktuellen Erhebung „Wiesbadener Stadtanalysen“ bis 2035 um rund 14.000 Einwohner wachsen. Ein Wachstum, das mehrheitlich von einer Zunahme der Bevölkerung mit Migrationshintergrund getragen werden wird. Auch eine steigende Anzahl an Rentnern und Rentnerinnen wird prognostiziert. Für die Zukunft leitet sich daraus ein erhöhter Bedarf an kostengünstigen Wohnungen für Familien sowie kleinere Wohneinheiten für Paare und Singles ab. Wohnungsbauunternehmen wie die VONOVIA wollen und müssen auf diese Bedarfe mit einem passenden Wohnungsangebot reagieren.
Nachverdichtung ist eine wesentliche Möglichkeit, neuen Wohnraum zu schaffen, der sich direkt in ein gewachsenes, urbanes Umfeld einfügt. Viele Wohnungsbaugesellschaften besitzen Grundstücke mit Siedlungs-Beständen aus den 1950er und 60er Jahren, die Raum für Nachverdichtung bieten. Das gilt auch für VONOVIA. Gemeinsam mit dem Essener Architekturbüro Koschany + Zimmer Architekten KZA hat ALHO das serielle Konzept eines modularen Entwurfsbaukasten für Wohngebäude entwickelt, mit dem das Wohnungsunternehmen bundesweit schnell und kostengünstig, wiederholbar und dennoch individuell Wohngebäude auf diesen Grundstücken realisieren kann. Schnell, auch um vor Ort die Bauzeit für die Beeinträchtigung der Anwohner so kurz wie möglich zu halten – wie bei der neuen Wohnanlage in Wiesbaden geschehen.
Wohnungsvielfalt und Gemeinschaftlichkeit
Die VONOVIA-Wohnanlage Ecke Spiekerooger Straße / Sylter Straße in Wiesbaden ist aus dem modularen Baukasten heraus entstanden. Die zwei-, drei- und viergeschossigen Wohnriegel wurden auf dem annähernd quadratischen innerstädtischen Grundstück in zwei Winkeln entlang des Blockrands positioniert. Sie schließen in ihrer Mitte einen grünen Wohnhof mit Freizeit- und Parkflächen sowie Stellflächen für Fahrräder ein. Insgesamt 38 Wohneinheiten fasst die Gesamtanlage, wobei 16 Wohnungen in einem zwei- bis dreigeschossigen Gebäudeensemble entlang der Sylter Straße und weitere 22 Wohneinheiten in einem drei- bis viergeschossigen Pendant im rückwärtigen Grundstücksteil untergebracht sind. Die Bruttogeschossfläche der Wohnbauten beträgt 3.820 qm, die Gesamtwohnfläche 2.727 qm – verteilt auf 11 Zweizimmerwohnungen, 22 Dreizimmerwohnungen und 5 Vierzimmerwohnungen. Die einzelnen Einheiten sind zwischen 49 und 100 qm groß und verfügen alle über barrierefreie Bewegungsflächen, einen Balkon oder eine Terrasse. Die Wohnungen im Erdgeschoss sind sogar rollstuhlgerecht gestaltet.
Die Erschließung der Wohnungen ist über Laubengänge und Aufzugstürme organisiert. Die Grundrisse nutzen auf diese Weise das Flächenangebot des Grundstücks optimal aus. Außerdem fungieren die überdachten Laubengänge als gemeinschaftlich genutzte Vorzonen. Durch die unterschiedliche Geschosszahl der Gebäude in offener Winkelanordnung um einen grünen Wohnhof herum entsteht ein städtebaulich ansprechendes Gesamtbild der Anlage, die sich gut in die gewachsene Struktur der Nachbarschaftsbebauung einfügt.
Geldwerter Vorteil mit Modulbauweise
Insgesamt 118 präzise im ALHO Werk vorgefertigte Module kamen in Wiesbaden zum Einsatz und wurden innerhalb von zwei Monaten zur Wohnanlage montiert und bezugsfertig ausgebaut. Bereits ab Werk waren die Einzelmodule mit Fenstern, Türen, Bodenbelägen und der Sanitärausstattung ausgerüstet. Am 27. September fanden die Schlüsselübergabe und das „Fertigstellungsfest“ für das erste Haus statt. Haus 2 folgt Ende des Monats. Ab dem 1. November sollen die Wohnungen bezogen werden.
Laut Angaben von VONOVIA liegen die Baukosten inklusive Mehrwertsteuer bei rund 2.000 EUR / m² Wohnfläche. 2.500 EUR wären bei gleicher Qualität und Ausstattung mit konventioneller Bauweise angefallen, so die Wohnungsbaugesellschaft.
„Im Grunde sind die Kosten für die Erstellung eines Modulgebäudes mit denen eines konventionell errichteten vergleichbar. Aber aufgrund der witterungsunabhängigen Produktion der Module haben wir keine Schlechtwetterperioden, welche die Bauzeit verzögern“, sagt dazu Architekt Michael Lauer von ALHO. „Wir bauen das ganze Jahr hindurch, und die Gebäude werden bis zu 70 Prozent schneller fertiggestellt. Hierdurch lässt sich zum einen die Finanzierungsperiode entsprechend verkürzen, was sich wiederum positiv auf die anfallenden Zinsen auswirkt. Immobilien können schneller in Betrieb genommen und vermietet werden und erzielen früher Einnahmen. Die schnelle Bauzeit und frühere Bauverwendung kann immer als geldwerter Vorteil mit einkalkuliert werden.“
Text: Iris Darstein-Ebner © RUESS PUBLIC B, Stuttgart
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