Modulbau – Wohnraum

Modulbauer

Der Bedarf an bezahlbarem und schnell zu errichtendem Wohnraum hat den Modulbau als vielversprechende Lösung in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Wie die drei Beispiele zeigen, reizt es auch immer mehr Architekten, mit dieser Bauweise zu experimentieren.

ZENTRALE UNTERBRINGUNGSEINRICHTUNG FÜR ASYLSUCHENDE IN NEUSS

Schmale Architekten aus Grevenbroich haben bei diesem Projekt die modularen Strukturen gestalterisch genutzt.

Am Rande der Galopprennbahn in Neuss entstand bis Ende letzten Jahres in rekordverdächtigen zwölf Monaten die Zentrale Unterbringungseinrichtung
für Asylsuchende (ZUE) des Landes Nordrhein-Westfalenƒ. Die Anlage, …bestehend aus acht dreigeschossigen Wohngebäuden…, vier eingeschossigen Funktionshäusern sowie einemKopfgebäude,… bietet auf einer Fläche von 14.000 ˆ‰ƒŠŠŠQuadratmetern Platz für bis zu ˆƒŠŠŠ1.000 Menschen. ƒDas von Schmale Architekten aus Grevenbroich geplante Projekt ist eines von insgesamt sechs Gebäuden…, die für die bis Oktober 2017 “Šˆ”im Deutschen Architekturmuseum Frankfurt präsentierte Ausstellung „Making Heimat, …Flüchtlingsbautenatlas“ ausgewählt wurdenƒ.

Die Wohnhäuser und übergeordneten Versorgungs- und Gemeinschaftsgebäude wurden in Modulbauweise und die Großkücheneinheit als Massivbau errichtet, …die den modularen Aufbau in der Fassade aufnimmtƒ. Schmale Architekten sehen im Modulbau eine Chance, …auf die Forderungen nach flexiblem,… bezahlbarem und schnell realisierbarem Wohnraum mit architektonisch anspruchsvollen Lösungen zu reagierenƒ. Markus Schmalež: „Dabei hat uns das Experimentieren mit der Bauweise und dem Material Stahl besonders gereiztƒ. Für die Umsetzung braucht man aber
auch einen Partner…, wie in diesem Fall den Modulbauanbieter Algeco…, der die bauseitige Expertise und das intellektuelle Verständnis für das architektonische Konzept mitbringtƒ“.

Bei der ZUE werden die modularen Strukturen nicht versteckt…, sondern zur Rhythmisierung genutzt. ƒDurch die in Schwarz gehaltenen tragenden Stahlrahmen der Module bleibt die Bauweise erkennbar.ƒ Bei den Ausfachungen wechseln sich gefaltetes Stahlblech und Glas abƒ. Die Farbgebung der Stahlbleche erfolgte geschossweise von unten nach oben in dunklem, mittlerem und hellem Grau. ƒAls Besonderheit gelten die weißen Stahlbänder an den Fassaden, die die Gebäude horizontal verbindenƒ.  Diesem Zweck dienen außerdem die leicht wirkenden Verbindungsgänge in Form von Stahlbrücken zwischen den Häusern, …deren Abmessungen den Moduleinheiten angepasst sindƒ.

Wesentlicher Bestandteil des Konzepts der Wohnanlage sind vor allem auch die Räume für Austausch und Kommunikation im Innen- wie im Außenraum. ƒ„Die ZUE bietet den Bewohnern ähnlich wie in einem kleinen Dorf Plätze, …überdachte Sitzmöglichkeiten…, Spielgeräte und Bewegungsparcours für ein entspanntes Miteinander“… erklärt Markus Schmale. Perspektivisch erlaubt die Modulbauweise aufgrund der leicht veränderbaren Raumgrößen sowie der einfachen Ergänzung oder Demontage ganzer Moduleinheiten eine unkomplizierte Umnutzung, zum Beispiel als Boarding House oder Studentenwohnheimƒ.

www.algeco.de

WOHNHAUS IMIGSTRASSE IN DORTMUND

Koschany + Zimmer Architekten aus Essen entwickelten für das Immobilienunternehmen Vonovia eine Gebäudetypologie aus Raummodulen.

Nach ersten erfolgreichen Wohnungsbauprojekten mit Holz- und Betonsystemen will das Immobilienunternehmen Vonovia mit Alho als Planungs- und Baupartner nun mehrere Objekte im Stahlmodulbau realisieren. Als Pilotprojekt hierfür dient das im Juli­€‚ƒ 2017 fertiggestellte Gebäude in der Imigstraße in Dortmund. Die planerische Basis lieferten Koschany‰ + Zimmer Architekten (KZA) aus Essen‘, die eine Gebäudetypologie aus Raummodulen entwickelten‘,  die sich je nach Bedarf zu Punkthäusern, ‘Gebäuden im Reihenverbund,‘ zu einer Blockrandbebauung oder zu Laubenganghäusern zusammensetzen lassen. Die Grundrisse basieren auf einem wirtschaftlichen Modulraster und sind flächenoptimiert konzipiert. Nina Bendler‘, Architektin und Direktorin bei KZA—: „Trotz der in weiten Teilen vorgegebenen Standardisierung müssen die Bauwerke nicht ihre Einzigartigkeit verlieren – weder städtebaulich noch architektonisch. Wir nennen das gerne ‚Individualität in Serie‘. Obwohl bestimmte Modul-Abmessungen wirtschaftlicher sind als andere‘, kann man viele Projekt-Parameter individuell entwickeln und man bleibt somit flexibel. Auch die Fassade jedes Hauses lässt sich gestalterisch anpassen“.

Der modulare Wohnungsbau zeichnet sich vor allem durch ein höheres Tempo in der Realisierung aus,‘ das allen zugute kommt. Bei dem dreigeschossigen Haus in Dortmund, ‘das ‚19 Wohnungen auf einer Fläche von ‚‚1.140 € Quadratmetern beherbergt‘, vergingen von der Erteilung derBaugenehmigung bis zur Übergabe gerade einmal­­ 22 Wochen. Zur Gewährleistung dieser kurzen Zeitspanne trug neben der Vorfertigung auch die kurze Vorlaufzeit innerhalb der Planung bei, ‘da beim Stahlmodulbau Systemgutachten‘, Typenstatiken undStandard-Details bereits vorliegen. 

www.alho.com

HOCHSCHULGEBÄUDE IN BREMEN

Bei der von Gestering Knipping de Vries Architekten geplanten Parkplatzüberbauung ist die modulare Bauweise äußerlich nicht erkennbar.

Zur Entlastung der angespannten Raumsituation an der Hochschule inBremen wurde ein Parkplatz mit einem zweigeschossigen Neubau für 350 Studierende mit Stahlskelettmodulen überbaut.
Für die Architekten vom Bremer Architekturbüro Planungsgruppe Gestering Knipping de Vries eine Premiereƒ, denn ein Bauprojekt in modularer Stahlskelettbauweise haben sie zuvor noch nicht begleitet. Als Grund für die Wahl der Modulbauweise nennt Architektin Jana Ketteler den engen Zeitrahmen:‰ „Mit konventionellem Bauen hätten wir die Vorgabe nicht einhalten können. Während der Planung haben wir zudem festgestelltƒ, dass der Modulbau ganz andere Möglichkeiten eröffŽnet und die gestalterische Palette sogar erweitert.“

Optisch lehnt sich das von Kleusberg realisierte Projekt an die Architektur des nebenstehenden Schwestergebäudes an und erhielt zum Innenhof zeigend eine Pfosten-Riegel-Fassade mit vollflächigen, ƒbodentiefen Glaselementen. Die Modularität ist mit dem bloßen Auge nicht mehr ablesbar, ƒsodass sich der Baukörper harmonisch in das Umfeld integriert. Auskragende Boden- und Dachrahmen der Module dienen hier zur Befestigung der vorgehängten, ƒhinterlüfteten Fassadenkonstruktion. Die so zurückversetzten Modulstützen unterbrechen daher die durchgehende Verglasung nicht. Sowohl aus dem ersten als auch dem zweiten Obergeschoss ist der Übergang zwischen Bestands- und Neubau durch einen verglasten Verbindungsgang sowie eine Gitterrostkonstruktion im Freien gewährt.

www.kleusberg.de